KI-Therapie - Revolution oder Risiko für die Psychiatrie & Psychotherapie? clare&me stellt sich vor
Emilia Theye, Psychologin und Mitgründerin von clare&me

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Kann künstliche Intelligenz psychotherapeutische Unterstützung leisten oder ist sie ein Risiko für die Patientenversorgung? In der aktuellen Episode von docsdigital spreche ich mit Emilia Theye, Psychologin und Mitgründerin von clare&me, über genau diese Frage. Sie erklärt, wie clare&me funktioniert, welche Patientengruppen davon profitieren und welche ethischen Herausforderungen dabei berücksichtigt werden müssen.
Das erwartet dich in dieser Folge
- Vorstellung von clare&me: Ein KI-gestützter Chatbot, der Menschen mit psychischen Belastungen unterstützt
- Einsatzbereiche der KI: Subklinische Symptomatik, psychotherapeutische Begleitung und Zusammenarbeit mit Kliniken
- Grenzen und Möglichkeiten: Wie clare&me sicherstellt, dass keine Fehldiagnosen entstehen und wann Nutzer an echte Therapeuten weitergeleitet werden
- Ethische Fragen: Wie wird sichergestellt, dass die KI nicht manipulativ agiert oder falsche Versprechungen macht
Clare&me - Unterstützung durch KI bei psychischen Belastungen
Emilia Theye hat ursprünglich in Kliniken gearbeitet und wollte Familientherapeutin werden. Doch sie erkannte schnell, dass es einen enormen Mangel an Therapieplätzen gibt und suchte nach innovativen Lösungen. Zusammen mit ihrer Mitgründerin Celina Messner entwickelte sie clare&me, eine KI-gestützte Plattform, die Menschen bei psychischen Belastungen unterstützt.
Clare ist ein Chatbot, mit dem Nutzer über ihre Gefühle sprechen können. Das Angebot richtet sich an Menschen mit subklinischen Symptomen, zum Beispiel Schlafproblemen, Ängsten oder kreisenden Gedanken, die keine klassische Therapie in Anspruch nehmen möchten oder sich unsicher sind, ob sie Hilfe brauchen. Clare bietet Reflexionsübungen an, stellt Fragen und begleitet die Nutzer in schwierigen Momenten.
Die KI ist nicht darauf ausgelegt, Diagnosen zu stellen, sondern erkennt Symptome und leitet gegebenenfalls an psychiatrische Hilfsangebote weiter. Besonders wichtig ist dabei, dass Clare klare ethische Richtlinien befolgt. So wird etwa darauf geachtet, dass keine manipulativen Antworten gegeben werden oder Nutzer in Endlosschleifen von Gesprächen geraten.
KI in psychiatrischen Kliniken – clare&me als Unterstützung für Therapeuten
Neben der Begleitung von Betroffenen arbeitet clare&me mittlerweile auch mit psychiatrischen Kliniken zusammen. Hier wird clare eingesetzt, um automatisierte Anamnese-Gespräche zu führen. Patienten können schon vor ihrem ersten Gespräch mit einem Therapeuten Informationen zu ihrer Krankheitsgeschichte und aktuellen Beschwerden teilen. Die KI erstellt dann eine strukturierte Übersicht, die es den Fachkräften ermöglicht, gezielter und effizienter in die Behandlung einzusteigen.
Dadurch bleibt im persönlichen Gespräch mehr Zeit für die eigentliche therapeutische Arbeit, während standardisierte Fragen im Vorfeld geklärt werden.
Wer nutzt clare&me?
Emilia Theye berichtet, dass die meisten Nutzer zwischen 35 und 40 Jahre alt sind. Anders als oft vermutet, sind es nicht vor allem junge Menschen, die digitale Unterstützung suchen. Besonders häufig wird Clare von Personen genutzt, die in helfenden Berufen arbeiten, etwa Pflegekräfte oder Ärztinnen und Ärzte. Viele dieser Nutzer erleben eine hohe Hemmschwelle, selbst therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, und empfinden Clare als niedrigschwelligen Einstieg.
Ein weiterer spannender Aspekt Clare wird überdurchschnittlich oft von Männern genutzt. Während klassische Therapieangebote eher von Frauen wahrgenommen werden, scheint die KI vielen Männern einen sicheren Raum zu bieten, um über ihre Gefühle zu sprechen, ohne sich dabei bewertet zu fühlen.
Wie wird clare trainiert und welche Daten nutzt die K?I
Ein wichtiges Thema im Gespräch mit Emilia Theye ist die Frage, wie Clare eigentlich lernt. Anders als viele denken, basiert das Modell nicht auf echten Therapiegesprächen, sondern auf idealtypischen Dialogen, die von Psychotherapeutinnen und Psychologen entwickelt wurden.
Die KI wird mit diesen konstruierten Datensätzen trainiert, die verschiedene therapeutische Techniken beinhalten, zum Beispiel Methoden aus der kognitiven Verhaltenstherapie. Die Antworten werden immer wieder überprüft, um sicherzustellen, dass Clare auf eine professionelle und ethisch vertretbare Weise agiert.
Wohin geht die Reise für clare&me?
Clare&me entwickelt sich stetig weiter. Ein wichtiger Meilenstein für die kommenden Jahre ist die Erweiterung des Einsatzbereichs in Kliniken. Die automatisierte Anamnese ist nur der Anfang. Emilia Theye sieht großes Potenzial darin, KI gezielt für wiederkehrende und standardisierte Prozesse einzusetzen, damit Therapeutinnen und Therapeuten mehr Zeit für ihre eigentliche Arbeit haben.
Gleichzeitig bleibt das Unternehmen bei seiner Kernphilosophie Menschen sollen sich mit Clare unterstützt fühlen, aber sie soll keinen echten Therapeuten ersetzen. Die KI ist ein zusätzliches Angebot, das Barrieren abbauen und Menschen helfen kann, den ersten Schritt in Richtung Unterstützung zu gehen.
Link zu Clareandme.

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